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Balkanisierung

17. Juni 2013
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Sie ist nicht mit der Libanonisierung zu verwechseln, noch weniger mit der Finnlandisierung. Balkanisierung meinte ursprünglich die Herauslösung eines Gebietes aus einem Staat oder den Zerfall eines Staatengebildes in viele kleine Teile. Heute beschreibt Balkanisierung aber eher einen Seelenzustand. Dieser kann in etwa so beschrieben werden: Ein Hund hilft beim Flugzeugbau. Ein Fisch schwimmt durch den Cadillac. Ein Mädchen erschiesst sich im Regen. Sich die Handgelenke an zwei Gläsern Slivowitz, die zerschmettert liegen bleiben, aufschlagen. Blut und Schnaps fliessen über den Tisch. Blechmusik schmettert
Mit Handgranaten Billard spielen, rücklings auf dem Armaturenbrett eines Linienbusses sitzen und mit dem Fahrer flirten. Im Zimmer Nr.1 bei Eiseskälte Sardinen und Zwiebeln essen.
Balkanisierung meint überschnelles Akkordeonspiel und Spindeldrehen in einer karstigen Mondlandschaft, es bedeutet, seine Unterwäsche auf Diokletians Mauern zu trocken. Es meint natürlich Pferdewagen und müllige Strassenränder. Stehlen muss man! Mit Pfannenflicken kommst du nicht weit. Und die Partisanen! Jetzt nur noch im TV bei Cevapcici. Der Balkan ist nicht nur auf dem Balkan. Er ist überall. Er ist ebenso in der mittelamerikanischen Baumsteppe, in Bargteheide wie in Izmirs Busbahnhof zu finden. Er riecht streng nach Kreuzkümmel und Schweiss. Er tanzt den Kolo und schwenkt das weisse Taschentuch. Er kennt den Küstenregen, die Fidel und die Argonauten. Er schmeckt nach Anarchie.

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