Unruh
“Meine Ruh‘ ist hin,
mein Herz ist schwer,
ich finde sie nimmer
und nimmermehr…”
Zuerst war die Zeit, dann kam die Uhr. Oder gab es vor der Uhr keine Zeit?
In einigen Sprachen gibt es nur ein Wort für Zeit und Uhr.
Sie sah zeitlos aus
Eine Auszeit nehmen
Sommerzeit
Winterzeit
Es ist an der Zeit
Für alles ist eine Zeit
Zeitplan
Zeitgeist
mit der Zeit gehen
Die Zeit läuft mir davon
O tempora, o mores!
Zeit schinden
Zeit haben
zur Zeit sein
zeitig kommen
Wir sind gut in der Zeit
Zeitung
Gute Zeiten – schlechte Zeiten
schwere Zeiten
Zeitmesser (Zeitlöffel?)
Zeitfenster
keine Zeit
Zeit ist Geld
Der entscheidende Teil der mechanischen Uhr, der letztlich für das unerbittliche “Tick-Tack” verantwortlich ist, heisst “Unruh”! Ein anderer “Hemmung”. Sand- Wasser- und Sonnenuhren berücksichtigen wir hier nicht (“die Zeit verrinnt”). Die Frage ist also: schuf die Uhr erst die Zeit? Die gnadenlose, versklavende? Zeit ohne Uhr ist wie (ehm, Fisch ohne Fahrrad?) Leiter ohne Sprossen. Die “gefühlte” Zeit ist je nach Laune im Nu vergangen oder endlos.
Ohne Chronometer – möglichst von Festina – wäre nicht nur die Akkordarbeit, sondern auch der Sport undenkbar. Welcher Marke ist die innere Uhr?
“Unruh”
“Hemmung”
“Waage”
“Feder”
“Pendel”, oh Galileo!
Die Krüge
An den langen Tischen der Zeit
zechen die Krüge Gottes.
Sie trinken die Augen der Sehenden leer und die Augen der Blinden,
die Herzen der waltenden Schatten,
die hohle Wange des Abends.
Sie sind die gewaltigsten Zecher:
sie führen das Leere zum Munde wie das Volle
und schäumen nicht über wie du oder ich.
(Paul Celan)
Norbert Elias unterscheidet unter anderem passive Zeit und aktive Zeit. Passive Zeit: ich esse, wenn ich Hunger habe, ich schlafe, wenn ich müde bin. Die aktive Zeit hat nun ganz konkret mit der Uhr zu tun. Sie wird eingeteilt. Zu bestimmten Zeiten wird gegessen, zu anderen geschlafen. Kirchturmglocke und Nachtwächter dienten als Uhr. Landwirtschaft und Erziehung erfordern Uhren. Die Saat muss zu bestimmten Zeiten ausgebracht, die Schüler (of all three+ sexes) nach Hause geschickt werden. Die Gesellschaft macht in vielfältiger Weise Verabredungen nötig. Das Date, die Vorlesung (“Schatz, isch hab Uni!”), die Konferenz der G-8, der Anpfiff des Spieles Ingolstadt gegen St.Pauli, der Ramadan, das gekochte Ei, das Wochenende undsoweiter, gell? In nomadischen Zeiten waren keine Uhren nötig. Nicht zuletzt die Religionen und ihre Adepten verlangen nach regelmässiger Zeiteinteilung (Angelus, Kalender, Ruf des Muezzin, Fastenzeit). Die erste und grösste aller Uhren: der Sternenhimmel. Mit der Abkehr von jagen und sammeln wird Zeit nun zum Herrschaftsinstrument. Der Fliessbandarbeiter, der Akkordarbeiter, der Schüler, der Lehrer.
Prometheus, “der Vorausschauende” (kann in die Zukunft blicken)
Epimetheus, “der Zurückschauende” (in die Vergangenheit)
Odysseus, hehe, kann beides
Hamlet
Pasolini
James Joyce
Henry James
Carlo Emilio Gadda
Don Quijote und andere
= allesamt zur falschen Zeit geboren
Metis ist die Göttin des Klugen Rates (“in weiser Vorausssicht”), Mutter der Athene. Sie konnte, wie so viele, der Befruchtung durch Zeus nicht entgehen. Sie ist wohl die Muse aller Zurück- und Vorausschauenden.
Hast Du etwas Zeit für mich
singe ich ein Lied für Dich…..
Herr, es ist Zeit
der Sommer war sehr gross…
(Chronos und die Trauernde) „Das Stundenglahas statt das Horn!“
Bin wieder mal meiner bevorzugten Taetigkeit, der Küchenphilosophie, nachgegangen. Natürlich ist das alles unvollstaendig, soll es auch sein. Ich will, dass jede/r daran weiterdenkt!
Die Zeit macht nur vor dem Teufel halt: das sang mir Barry Ryan in mein damaliges Zeitfenster, wenn es geöffnet war. Ich stellte dann die ‚Progressive Popmusik‘ auf WDR 3 einfach lauter. Gab manchmal Unruh …
Meine Zeit! Ich hab‘ schon wieder so viel von der meinen am Laptop verbracht – und die Gedanken gerne gelesen. (Genau, ich kann Gedanken lesen!)
Und meine weiteren Gedanken dazu sind „natürlich“ erstmal musikalisch und englisch:
Hab‘ die Version wegen des begleitenden Texts gewählt, sie ist aber auch swehr schön, finde ich. Hat einen ganz anderen Charakter als das Original von Cindy Lauper.
Es kämen noch 2 weitere Titel, wenn nicht um diese ZEIT, die „Muttis“ in der Küche ständen und die männlichen Begleiter in großer Zahl vor’m Computer säßen und die Server überlasteten!
Time off – time out!
Na, geht doch! Hier kommt das Wort zum Sonntag: the intro says it all.
Und dieses hier: „TIme is on my side!“
Das kann Mick Jagger ja wohl zu Recht sagen. Aber vorsorglich trug er ja offenkundig auch 1983 schon orthopädische Strümpfe.
Ich gehöre zu der Generation, die man auf der Alzheimer-Station dann irgendwann mal mit „Music from the Sixties“ aktivieren wird.
Und dann bin ich noch auf der Suche nach einem bestimmten Gedicht, das ich noch nicht gefunden habe – dafür hab‘ ich Dir einen Landsmann gefunden:
http://mondwanderer.blog.de/2011/06/22/grossvaters-uhr-11358859/
Noch ein Fund auf der Gedichtsuche:
http://en.wikipedia.org/wiki/My_Grandfather%27s_Clock
„Wahnsinn“, wer das alles gesungen hat – von Johnny Cash über Sam Cooke bis hin zu Cliff Richard.
Hier eine „blue grass“-Version:
Ich glaub‘, ich hab’s – ein Gedicht, daß meine Großmutter mit ihrer markanten Schrift auf festen Karton geschrieben hatte.
Hier also mal wieder das mich immer wieder faszinierende „rrrrr“, das die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts regierte:
Der gesungene und vermutlich dem Original nähere Text weicht etwas ab von dieser wohl modernisierten Fassung:
http://gedichte.xbib.de/Reutter,+Otto_gedicht_Mit+der+Uhr+in+der+Hand.htm
?????????????????????????????????????????
I can move the hands of time – into the future!
Wieso ist es auf meinem mittäglichen Post oben (Grandfather’s Clock) bereits 20.11 ????
@Hibou, warst Du das?
Meist wünschen sich die Menschen ja das genaue Gegenteil:
http://www.myvideo.de/watch/6432873/R_Kelly_If_I_could_turn_back_the_hands_of_time_German_Lyrics
Ich glaub‘ , das war einer meiner „Trennungssongs“ way back when.
….leider nur eine optische Täuschung @Karola, weil in dem Schnürsenkelkommentar Datum und Uhrzeit ineinander verschmelzen.
Halbzeitgedanken zur Raumzeit: Nur für den Sonderfall, dass zwei Beobachter in gleicher Entfernung von einem Ereignis mit der relativen Geschwindigkeit 0 zueinander etwas erleben, ist es gleichzeitig! Die Zeit, die wir empfinden, hängt also vom Raum und der Bewegung ab. Neben diesem genannten Sonderfall hat jeder seine individuelle Zeit.
lg LL
PS: Wer philosophiert, ist uneins mit seiner Zeit!
Halbzeit! natürlich…….
Das mit der individuellen Zeit ist wahr. Auf Kreta sagten sie: treffen wir uns am Nachmittag?
Irgendjemand in der FC hat glaube ich den Spruch:
Time is nature’s way of preventing everything from happening all at once.
Issjaputzich!
Mein Fan ist so treu, der oder die kommt sogar extra in den Roten Salon, um sein/ihr Mißfallen zum Ausdruck zu bringen.
Wenn man sich mit solch kleinen motorischen Übungen besser fühlt, dann freue ich mich doch, daß ich behilflich sein konnte!
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Fiel das Wort „Uhrvertrauen“ schon? „Uhrzeit“, „Uhrlaub“, „uhrtümlich“, „uhrbar“ ?
und das muß ja auch noch kommen:
Franziskaner Weissbier = Zeit für das Besondere
uhrig?
Wäre ich eine namhafte Uhr, tickte ich anders.
In diesem Zusammenhang seien die unzertrennlichen Tick, Trick und Track erwaehnt…….
Mir lief heut ein Bibelzitat über den Weg (ja können Bibelzitate denn laufen?):
“vidit speculator hominem alterum currentem et vociferans in culmine ait apparet mihi homo currens solus dixitque rex et iste bonus est nuntius” (Vulgata, 2. Samuel 18/26)
Ich kann kein Latein, deshalb holte ich meine deutsche Bibel hervor (jaja, ich hab eine, wenn auch nicht in grünes Tuch gehüllt). Aha:
“sah der Wächter einen zweiten Mann daherlaufen, und er rief ins Tor hinein: Da läuft noch ein einzelner Mann daher! Der König sprach: auch der ist ein Freudenbote.”
Kombiniere: der König ist David. Er irrt aber (von wegen Freudenbotschaft): der Mann bringt die Nachricht vom Tode seines Lieblingssohnes Absalom….
Nun könnte man im Zusammenhang mit dem homo currens mannigfaltige Interpretationen über Gott und die Welt…ähem, sorry, über Absalom und den Kapitalismus, entfalten, aber mir fiel das Wort “Konkurrenz” ein, was offensichtlich von dem rennenden Mann abstammt:
“Solange die von den anderen Völkern produzierten ‘homines’ nur als Zwischenstadien auf dem Weg des Erreichen des ‘homo currens’ ( westlicher Mensch, immer in Eile) angesehen werden, ist es normal, dass die Verlierer es nicht akzeptieren, denjenigen die Hand zu schütteln, die ein Spiel durchgesetzt haben, bei dem sie immer gewinnen. Von der gegenseitigen Übersetzung und auf einer Ebene der Gleichheit der verschiedenen Kulturen, könnte man hingegen eine Erweiterung des allgemeinen Kulturreichtums der Menschheit… eine Kreuzung der Freiheiten und der Beschützungen gewinnen” (Franco Cassano)
Aha: Die ham keine Zeit. Lass uns die Langsamkeit entdecken. Es gibt Dinge, die sich nur langsam entfalten können, na, welche etwa, naja, die Liebe? die Erziehung? die Geselligkeit??